Empörte, Angefixte und Narren bei der Stadtbezirksratssitzung

Gestern Abend (04.02.2016) war ich nach langer Zeit mal wieder bei einer Stadtbezirksratssitzung dabei. Es war die 34. in der aktuell laufenden Wahlperiode und die Besucherreihen im Oberen Saal des Freizeitheimes Ricklingen waren weit vor 19 Uhr schon gut gefüllt. Aufregerthemen, wie die Straßensanierung und die Flüchtlinge, sorgen für gute Besucherzahlen bei den Sitzungen, wie ich erfuhr.

Da die Tagesordnung wenig Spektakuläres dazu enthielt, war ich gespannt, was das große Interesse ausgelöst hatte. Die Flüchtlingsunterbringung von 150 Menschen in Modulbauten auf dem Parkplatz „An der Bauerwiese“ in Ricklingen, über die gerade in den Zeitungen zu lesen war, erhitzte die Gemüter. Bezirksbürgermeister Andreas Markurth (SPD) schaffte es, trotz der weit über die Kompetenz eines lokal agierenden Stadtbezirksrates hinaus gehenden Einwände und teilweise weit hergeholten Argumente gegen die aktuelle Flüchtlinkspolitik, einen ruhigen Fragestundenverlauf hinzubekommen. Kaum war das Thema durch, ging die Gruppe der Empörten ohne Rücksicht auf den weiteren Verlauf der Sitzung. Eine Dame war so aufgebracht, so dass sie noch nach vorne stürmte und dem Bezirksbürgermeister eine Zeitung auf den Tisch legte und meinte: „So war das 1945 mit den Flüchtlingen damals!“

Die Bezirksratssitzung ging weiter mit angefixten Hausbesitzern und angefixten Eltern (Hausbesitzer in Oberricklingen soll die energetische Sanierung und Eltern die neue Oberschule schmackhaft gemacht werden), einem tollen neuen Spiel- und Bolzplatz am Mühlenberger Schollweg, das Freizeitheim und das Freizeit- und Bildungszentrum werden Stadtteilzentren und die Lindener Narren versuchten sich als „Sitzungs-Crasher“. Zeitgleich mit der Bezirksratssitzung hatten die Lindener Narren zur „Ladies Night“ in den Fritz-Haake-Saal anlässlich der Weiberfastnacht geladen. Eine Abordnung versuchte nun den Bezirksratsherren und Besuchern die Krawatten abzuschneiden. Dumm nur, dass keiner der Anwesenden einen Schlips trug (Ich hatte einen Schal um und in Ermangelung eines regulären Opfers dachte ich schon, ich wär dran…). Mit einem zweifachen Linden und einfachen Ricklingen Alaaf verabschiedeten sich die Narren.

Die Sitzung ging zu Ende mit Abfall, Straßen, Nachnutzung von Grundstücken, Grünflächen und Geldzuwendung an Vereine im Stadtbezirk. Um 21.50 Uhr schloss Bezirksbürgermeister Markurth den öffentlichen Teil der Sitzung und die wenigen verbliebenen Zuschauer mussten den Saal verlassen. Markurth: „Das gilt auch für die Presse!“